Taschenbücher für die Ferien
Claire Fuller: Eine englische Ehe
Eigentlich hatte Ingrid andere Pläne. Ein selbstbestimmtes Leben, Reisen, eine Karriere als Schriftstellerin. Doch als sie sich in ihren Literaturprofessor Gil Coleman verliebt und von ihm schwanger wird, wirft sie für ihn all dies über Bord. Gil liebt seine junge Frau, und dennoch betrügt er sie, lässt sie viel zu oft mit den Kindern in dem kleinen Ort an der englischen Küste allein. Und dann verschwindet Ingrid plötzlich auf rätselhafte Art und Weise.
Jane Gardam: Ein untadeliger Mann
Es ist nie zu spät für das Abenteuer des eigenen Lebens
Edward Feathers, einst Kronanwalt in Hongkong, vollendeter Gentleman, und selbst mit achtzig noch ein schöner Mann, scheint ein mühelos erfolgreiches Leben gehabt zu haben, doch wer kannte ihn schon wirklich? Nicht einmal seiner Frau Betty hat er je erzählt, woher das Stottern kommt, das ihn in Augenblicken großer Aufregung noch immer überwältigt. Als Betty stirbt, bewahrt Feathers wie gewohnt Contenance. Doch eines Morgens setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden.
Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen
In seinem Roman erzählt Anthony Doerr kenntnisreich und in einer wunderschönen Sprache, kunstvoll miteinander verwoben, die Geschichte zweier Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg, der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo flieht, und des jungen Waisen Werner, der in der Wehrmacht eingesetzt wird. Unaufhaltsam treibt die Geschichte sie aufeinander zu, spannend, labyrinthisch und atemlos.
Emmy Abrahamson: Wie ich mich auf einer Parkbank in einen bärtigen Mann mit sehr braunen Augen verliebte
Die 29-jährige Schwedin Julia lebt mit ihrem Kater Optimus in Wien und gibt ambitionierten Wirtschaftsbossen und Langzeitarbeitslosen Englischunterricht. Sie fühlt sich so einsam, dass sie an Marktforschungsumfragen und kostenlosen Hörtests teilnimmt, nur um die Zeit totzuschlagen. Doch dann passiert das Märchen: Sie verliebt sich. Julias Verehrer entspricht nur ganz und gar nicht dem Ritter in der strahlenden Rüstung. Er lebt in einer Hecke im Stadtpark und benötigt dringend eine Dusche. Aber dafür hat er zwei sehr überzeugende Argumente – nämlich die größten braunen Augen der Welt!
Charmant
Peter Nichols: Die Sommer mit Lulu
Seit drei Generationen zieht das kleine Strandhotel Villa Los Roques im äußersten Osten Mallorcas Bohemiens und Lebenskünstler an. Als Lulu, die Besitzerin, inzwischen über achtzig, an den Klippen von Cala Marsopa zufällig auf ihren ersten Ehemann Gerald trifft, kommt es zu einem Handgemenge, und die einstigen Liebenden ertrinken im Meer. Entsetzt kehren Luc und Aegina, die Kinder aus den zweiten Ehen, auf die Insel zurück, um ein schweres Erbe anzutreten. Was ist im Sommer 1948 passiert, als Lulu und Gerard sich in ihren Flitterwochen überstürzt trennten, um nie wieder ein Wort miteinander zu sprechen?
Laurent Binet: Die siebte Sprachfunktion
Paris, Frühjahr 1980: Nach einem Essen mit dem Kandidaten für das Amt des Präsidenten, François Mitterrand, wird Roland Barthes von einem bulgarischen Wäschelieferanten überfahren. Das Manuskript, das er bei sich trug, verschwindet spurlos. Ein Passant, Michel Foucault, ist Zeuge des Unfalls und behauptet, es war Mord.
Der Tod des Autors stellt Kommissar Bayard vor viele Rätsel. Er ermittelt unter den Nach-Achtundsechzigern, die er nicht ausstehen kann, diesen linken Nichtsnutzen, die mit Joints und langen Haaren vor der Uni herumlungern und mit lüsternen Professoren, die von sexueller Freiheit labern und sich unzüchtig benehmen, Frankreichs Kultur gefährden. Bayard mischt sich unter die Poststrukturalisten, besucht Vorlesungen von Foucault und hört Vorträge von Julia Kristeva, Philippe Sollers, Jacques Derrida und anderen. Da er nichts versteht, macht er den jungen Sprachwissenschaftler Simon Herzog zu seinem Assistenten. Gemeinsam irren sie durch Paris, auf der Suche nach dem Mörder und dem Manuskript, gefolgt von Männern des bulgarischen Geheimdienstes mit vergifteten Regenschirmspitzen, zwei mysteriösen Japanern und einer auffallend hübschen Krankenschwester …
Hannah Rothschild: Die Launenhaftigkeit der Liebe
Annie ist auf der Suche nach einem Geschenk. In einem Londoner Trödelladen kauft die junge Köchin ein verstaubtes Gemälde für ihren neuen Freund und wird dann doch abends von ihm sitzen gelassen. Das unscheinbare Bild aber bleibt und stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf, denn es scheint viel mehr wert zu sein, als sie ursprünglich dachte. Schon bald sind schwerreiche russische Oligarchen, die Gattin eines Ölscheichs und ein Gangster-Rapper hinter Annies Zufallsfund her. Als die junge Frau auch noch ins Visier einer skrupellosen Kunsthändlerfamilie gerät, scheint sie alles zu verlieren – und findet ganz unerwartet eine neue Liebe …
Leichte, gute Unterhaltungslektüre rund um den Londoner Kunstbetrieb
Colm Tóibín: Nora Webster
Er war »die Liebe ihres Lebens«. Als Maurice viel zu früh stirbt, verfällt Nora in einen Schockzustand. Im provinziellen Irland der Sechzigerjahre muss sie nun versuchen, ein selbstbestimmtes Leben als Frau und Mutter von vier Kindern zu führen. Sie sucht sich einen Job, färbt sich die Haare, um jünger auszusehen – ein Skandal in der Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und sie auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Nora, katholisch und gleichzeitig unkonventionell, sucht mit grimmiger Intelligenz neue Wege für sich und ihre Kinder. Vor allem aber wächst sie über ihre Rolle als Mutter und Witwe langsam hinaus. Colm Tóibín gelingt das Porträt einer Frau, die sich allen widrigen Umständen zum Trotz die Echtheit ihrer Gefühle bewahrt und so schließlich Unabhängigkeit erlangt.