Sachbücher Frühjahr 2023
Pieper: Zucker, Schnaps und Nilpferdpeitsche
Schon vor mehr als 300 Jahren gewöhnten sich die Deutschen an das Leben in der Welt des Kolonialismus. Sie kleideten sich in weich fließende Baumwolle, sie tranken Kaffee und Kakao, den sie mit Zucker aus dem Saft von Zuckerrohr süßten. Kaufleute aus den Hansestädten lieferten die Waren nach Deutschland ¿ nicht selten auf Schiffen, die vorher versklavte Afrikaner nach Brasilien oder in die Karibik transportiert hatten. Schließlich wurde die lang geübte Ausbeutung zur Grundlage des deutschen Kolonialreichs in Afrika, Ozeanien und China: Das weltumspannende Imperium war größer, als heute oft angenommen wird. Private Unternehmer hatten die Voraussetzungen dafür geschaffen.
Reemtsma: Christoph Martin Wieland
Mit Christoph Martin Wieland beginnt die moderne deutsche Literatur. Er eröffnet sie nicht nur selbst mit seinen Werken, sondern er ist auch der «Erfinder» dessen, was wir heute die «Weimarer Klassik» nennen. Mit seiner langerwarteten Biografie – der ersten seit siebzig Jahren – befreit Jan Philipp Reemtsma Wieland endlich aus dem langen Schatten, in den ihn Goethe und Schiller gestellt haben. Sein «Wieland» ist aufregend und fulminant, ein germanistischer Glücksfall, denn er gibt uns einen Klassiker zurück, ohne den die Verwandlung der deutschen Literatur in eine
vor und eine nach Weimar gar nicht angemessen verstanden werden kann.
Fischer: Warum funkeln die Sterne?
7 von über 77 Fragen, die Bestsellerautor Ernst Peter Fischer in diesem Buch beantwortet: – Warum wird der Himmel nachts dunkel? – Warum funkeln die Sterne und fallen nicht vom Himmel? – Was lässt Blätter im Sommer grün leuchten und wieso färbt sich das Laub im Herbst herrlich bunt? – Was sehen Tiere, wenn sie in ihrer Umwelt auf das schauen, was Homo sapiens mit Rot, Grün, Blau bezeichnet? – Warum kullern uns Tränen aus den Augen, wenn wir uns „totlachen“? – Was enthält mehr Eiweiß – Eiweiß oder Eigelb? – Und warum tauchen mit jeder Antwort neue Fragen auf?
French: Afrika und die Entstehung der modernen Welt
»Eine ebenso schmerzhafte wie notwendige Lektüre, die demütig werden lässt.« New York Times Book Review
In dieser fesselnden Darstellung erkundet Howard W. French die zentrale, aber absichtlich vernachlässigte Rolle Afrikas und der Afrikaner bei der Entstehung von Wirtschaftssystemen und politischem Denken unserer modernen Welt. Souverän und aufrüttelnd zeigt der Autor, wie die tragische Beziehung zwischen Afrika und Europa, die im 15. Jahrhundert begann, unsere Moderne hervorbrachte.
Reinhardt: Montaigne
Sich immer eine Hintertür offen halten, nie alles von sich preisgeben, die Dinge plötzlich von ganz anderer Seite betrachten: Volker Reinhardt erzählt das Leben des philosophischen Virtuosen Montaigne konsequent in seinem historischen Kontext, der Zeit der Bürgerkriege in Frankreich. So erhält der Parlamentsrat, Romreisende, Bürgermeister von Bordeaux und Kammeredelmann scharfe Konturen, und wir können den Philosophen in seinem Schlossturm, der mit souveräner Distanz auf sich und die Welt blickt, besser verstehen.
Neumahr: Das Schloss der Schriftsteller
Wohl nie waren so viele berühmte Schriftsteller und Reporterinnen aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie in Nürnberg 1946. Sie kamen, um zu berichten: von den Gräueln des Krieges und des Holocaust, die dort vor Gericht verhandelt wurden. Sie wohnten und schrieben auf Schloss Faber-Castell, diskutierten, tanzten, verzweifelten, tranken. Uwe Neumahr erzählt ihre Geschichte in seinem aufregenden und bewegenden Buch.
Thumann: Revanche
Kaum einer kennt Russland besser als Michael Thumann, der seit über 25 Jahren aus Osteuropa für die ZEIT berichtet. Er legt nun ein atemberaubend geschriebenes Buch vor, das Russlands Absturz in eine zunehmend totalitäre Diktatur und den Weg in Putins imperialistischen Krieg aus nächster Nähe nachzeichnet. Das Motiv des Diktators und seiner Getreuen: Revanche zu nehmen für die demokratische Öffnung nach 1991 und die vermeintliche Demütigung durch den Westen. Putins Herrschaft radikalisiert sich weiter. Es ist das bedrohlichste Regime der Welt.
Graeber: Piraten
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ¿ was wir alle von den Piraten lernen können
Das Schauspiel sagenumwobener Piraten, ihrer Königreiche, Gräueltaten und anarchistischen Utopien erregte im 18. Jahrhundert in der ganzen Welt Aufsehen. Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, schockierten und inspirierten die europäischen Eliten. Piraten und Freibeuter schufen die wirklich revolutionären Ideen für eine offene Weltgemeinschaft. Aus diesen utopischen Vorstellungen schlägt David Graeber seine intellektuellen Funken, um seine Leser zu elektrisieren: Das letzte und persönlichste Buch von David Graeber.