Colum McCann: Wie spät ist es dort, wo du bist?

Es ist ja immer so eine Sache mit den Erzählbänden. So richtig Lust hat man nicht dazu, aber wenn das Buch schon einmal da herumliegt? Dann liest man und denkt: „Erzählungen? Sollte ich öfter lesen!“ Sollte ich wirklich.

Denn noch nach Wochen kommt mir die erste Geschichte dieses Bandes, die Novelle „Dreizehn Sichtweisen“, immer wieder in den Sinn. McCann erzählt dort von einem alten Richter, der mit seinem Sohn an einem kalten Wintertag in New York zum Essen verabredet ist. Verlust, das ist das große Thema, Verlust der Jugend, der Liebe, des Lebens. Und wie man versucht, all das zu bewahren, auch wenn es längst zu spät ist. Ge- und beschrieben im typischen, großartigen McCann-Stil. Die anderen Geschichten, ja, auch okay, aber ehrlich gesagt für mich nicht ganz so eindrücklich. Diese Novelle hingegen, das ist so ein Stück Literatur, bei dem man denkt „Na dafür lohnt sich doch diese ganze Seitenwälzerei, wenn einem ab und zu dann doch einmal so etwas unterkommt“. Also: mal den alten Romanacker verlassen und sich an die Erzählungenküste wagen!

kd

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