Deborah Feldman: Unorthodox

Warum übt diese Art von Büchern so eine Faszination auf uns aus? Denn seien wir ehrlich, es passiert nicht so spektakulär viel in den Romanen und Autobiografien, die vom Leben in einer ultra-orthodox jüdischen Gemeinde berichten. Das ist bei Deborah Feldman, die ihr Aufwachsen in Williamsburg und ihr späteres Eheleben schildert, nicht anders. Natürlich, es ist ja auch so ziemlich alles verboten. Und dennoch – man liest es gebannt. Diese wie aus der Welt gefallene Gemeinschaft (das ist sie eigentlich gar nicht, so misstrauisch wie man sich gegenseitig ob irgendwelcher Verfehlungen beäugt) mit ihren Ritualen und Regeln, ihren Ge- und Verboten, die keine Empfehlungen sind, sondern nicht zu Diskutierendes. Exakt das einzuhalten fällt der Protagonistin in „Unorthodox“ allerdings schwer. Sie wird in die chassidische Satmar-Gemeinde geboren (die zum Beispiel der Überzeugung ist, der Holocaust wäre die Strafe für zu viel Assimilation gewesen). Was für ein Spagat für ein junges Mädchen, das ihrer Erziehung verhaftet ist, aber die Augen auch nicht verschließen kann vor den Ungereimtheiten, den Möglichkeiten, vor sich selbst!
Und so lesen wir den Bericht, vielleicht mit einer ganz kleinen, ganz heimlichen Sehnsucht, auch in so einem Raum zu leben, wo man sich klar auf der guten Seite weiß und es für alles eine Bedienungsanleitung gibt. Und auf der anderen Seite gruselt es einen veritabel: wirklich so leben müssen, 24/7? Unvorstellbar, ein Alptraum. Liest man den Klappentext nicht vorher, weiß man nicht, ob die – wie gesagt in New York spielende! – Geschichte in den 50er oder 90er Jahren stattfindet. Insofern wirklich faszinierend, als Taschenbuch jetzt auch noch nicht nur gut, sondern zudem günstig…

kd

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