Diese Dinge geschehen nicht einfach soTaiye Selasi

Diese Dinge geschehen nicht einfach soTaiye Selasi

Schwer zu sagen, was für den Zauber dieses Buches verantwortlich ist – die latente Exotik, die prägnanten Charaktere, diese ungeheuere Stilsicherheit? Denn so viel passiert eigentlich nicht – ein Mann stirbt und die Familie kommt zu seinem Begräbnis. Und während das also passiert, werden die Leben von sechs und ein paar Menschen mehr erzählt. Eigentlich passiert also doch viel. Wobei das Innere mindestens so wichtig ist wie das Äußere. Selasi legt ihre Figuren behutsam unter ein Mikroskop. Und erzählt damit eine Welt. Deren Anfänge und Enden Boston, New York und Ghana sind. Das gestrauchelte Chirurgen-Genie Kweku, seine Frau Fola, die Kinder Olu, Taiwo, Kehinde und Sadie. Die Wurzeln und die Einflüsse. Eine Familiengeschichte? Die Geschichte glanzvollen Scheiterns? Buddenbrooks auf afroamerikanisch? Lesen. Am besten am Stück, denn dann kann sich der sprachliche Rhythmus von Selasi wunderbar entfalten. Und ein Hinweis noch: Das Cover ist ziemlich furchtbar, der Inhalt macht das nach einer Seite bereits vergessen. Gebunden, 21,99 €.

Der TrafikantRobert Seethaler

Der TrafikantRobert Seethaler

Ein kleines, feines Buch mit Nachhall. Dank einer Geschichte, die auf sehr berührende Weise zart und melancholisch ist, moralisch und menschlich, politisch und persönlich. Der 17-jährige Franz Huchel kommt 1937 nach Wien. Der Junge aus dem Salzkammergut soll eine Ausbildung als Trafikant machen. Bisher verkauft hier der kriegsversehrte Otto Trsnjek Zeitungen und Zigarren. Unter anderem an Sigmund Freud. Dieser kommt mit Franz ins Gespräch, es entsteht eine feine Bindung zwischen dem alten Gelehrten und dem Jungen, der so viele Fragen hat. Als sich Franz in die Tänzerin Anezka verliebt, rätseln die beiden Männer über das Mysterium Frau… Und zeitgleich naht der Anschluss Österreichs. Beeindruckende Geschichte, wunderbar geschrieben. Gebunden, 19,90 €

WunderR. J. Palacio

WunderR. J. Palacio

Fantasy, Science-Fiction, Hau-drauf und Halbgötter, Pferdchen, Delfine, Schulgeschichten – Bücher für Kinder um die 10 Jahre sind meistens sehr süß oder sehr weit weg. „Wunder“ nicht. Auch wenn der Protagonist, Auggie, schon etwas Besonderes ist. Besonders hässlich, würde er sagen. Ein Gendefekt hat dafür gesorgt, dass die Menschen Geräusche von sich geben, wenn sie sein Gesicht sehen. Und zwar keine begeisterten. Auggie ist ein Außenseiter, der sich jetzt in die Normalität begeben soll. Zum ersten Mal in die Schule, in die fünfte Klasse. Dass das kein Spaziergang wird, ist klar. Wie der kleine Kerl das meistert, ist: cool und witzig. Trotz aller Rückschläge. Ein Buch über Toleranz, Freundschaft und menschliche Schwächen. Ob nun optische oder charakterliche. Für Kinder ab 10. Und Erwachsene. Gebunden, 16,90 €

Lebendig und begrabenJoseph Finder

Lebendig und begrabenJoseph Finder

Der Titel deutet an, worum es geht: Die Tochter eines Millionärs befindet sich nämlich in genau diesem Zustand… Der Papa ist mit Privatdetektiv Nick Heller befreundet und beauftragt diesen, seine Tochter zu finden. Die Forderungen der Entführer sind mysteriös und sowieso ist das irgendwas ganz faul! Ein skrupelloser Killer, das FBI, die obligatorische Liebesgeschichte sowie die russische Mafia sind mit von der Partie. Genau richtig, wenn man einfach nur einen guten Krimi verschlingen will. Leseprobe via Bestell-Link! Taschenbuch, 9,99 €

Weitlings SommerfrischeSten Nadolny

Weitlings SommerfrischeSten Nadolny

Der pensionierte Richter Wilhelm Weitling gerät während des Segelns auf dem Chiemsee in ein Unwetter. Er erinnert sich, so etwas schon einmal als Junge erlebt zu haben. Und dann… Plötzlich kann der alte Mann das Leben des 16-jährigen Willi, der er einmal war, quasi von außen verfolgen. Klingt komplizierter und konstruierter, als es ist.Erinnern, Glaube, Entscheidungen, Liebe – und der Zufall, das Leben zu führen, das man dann tatsächlich führt, sind die Themen, um die es im Wesentlichen (buchstäblich) geht.Tatsächlich ist „Weitlings Sommerfrische“ ein Roman, bei dem man in etwas altmodische Begriffe gerät. Denn man liest dieses Buch mit wahrhaft mit „großem Vergnügen“, und das klingt in der Tat so 50er-mäßig wie die Zeit, in der es spielt. Aber so ist es nun einmal. Und man merkt: „großes Vergnügen“ ist etwas sehr Positives. Und auch dass einem der Begriff „gütig“ einfällt, ist in diesem Fall ein Kompliment. Gebunden, 16,99 €.

LandgerichtUrsula Krechel

LandgerichtUrsula Krechel

Zehn Jahre hat Richard Kornitzer im Exil in Havanna verbracht. Jetzt, 1947, kehrt er nach Deutschland zurück. Seine Frau lebt dort am Bodensee, die Kinder hatte man nach England gebracht. Und nun? Wie geht die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit einem wie ihm um? Und wie führt man eine Familie zusammen, die so lange getrennt war? Kornitzer wird Richter in Mainz. Und Ursula Krechel erzählt von seinem Schicksal. Dafür hat sie den Buchpreis gewonnen. Und trotz aller Diskussionen muss man sagen: Das ist eine überaus interessante Geschichte. Über Kornitzer. Und über eine junge Republik, deren Eltern geprägt sind von einer Zeit, die bis heute Spuren hinterlassen hat. Wie sagt man in solchen Fällen? Ein wichtiges Buch. Gebunden, 29,90 €

Lieber als ?

Oder als Kindle-eBook?

IrrfahrtToine Heijmans

IrrfahrtToine Heijmans

Ein Vater segelt mit seiner 7-jährigen Tochter von Dänemark nach Holland. Er ist glücklich darüber, alles ist gut. Selbstverständlich nicht. Sonst müsste man die Geschichte nicht erzählen. Aber was genau los ist, kann hier nicht einmal angedeutet werden. Als Leser schwimmt man selbst ein wenig mit. Beziehungs-weise lässt sich von den Nordseewellen treiben. Und die können ganz schön tückisch sein. Ein Buch übers Segeln, über Väter und Kinder, über Träume und Realitäten. Gebunden, 18,- €

Atlas eines ängstlichen MannesChristoph Ransmayr

Atlas eines ängstlichen MannesChristoph Ransmayr

Es gibt Bücher, da liest man nur wenige Seiten und weiß: Schatz. Die Hintergrundmusik kann man gleich ausstellen, denn die Sprach, die Gedanken, der Rhythmus des Buches sind Musik genug. Und damit man keine Nuance verpasst – und damit die Lektüre womöglich zu bald zu Ende ist – drosselt man automatisch das Lesetempo.

Dass Christoph Ransmayr ein Großer ist, weiß man. Wie gut er ist, merkt man, erlebt man erneut und auf ganz fantastische Weise beim „Atlas eines ängstlichen Mannes“. 70 Episoden, rund um die Welt, so eindringlich, so zart, so unvergesslich. Pathos ist erlaubt: Bücher wie diese verändern den Blick auf das Leben. Zeit nehmen, Augen und Seele auf, faszinieren lassen. Gebunden, 24,99 €

BiestJenk Saborowski

BiestJenk Saborowski

Der russische Präsident sagt es halb im Scherz: Die einzige Chance für das Land ist, wenn die Welt wieder die Rohstoffe des Landes braucht. Genau genommen: Gas. Dazu müssten sich nur noch die Kernkraftwerke erledigen… Ein Scherz? Bald ist die europäische Eliteeinheit ECSB (wir kennen sie aus „Operation Blackmail“) wieder im Einsatz. im Kampf gegen Terroristen und einen Computervirus. Spannend, realistisch, mit ein paar Schwächen, wenn es „persönlich“ werden soll. Ändert aber nichts an der wirklich guten Story. Nur dem Verlag sei gesagt: Keine gute Idee, am Lektorat zu sparen. Trotzdem: sehr zu empfehlen. Taschenbuch, 9,99 €

oder als Kindle-Edition

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