Diese Dinge geschehen nicht einfach soTaiye Selasi

Schwer zu sagen, was für den Zauber dieses Buches verantwortlich ist – die latente Exotik, die prägnanten Charaktere, diese ungeheuere Stilsicherheit? Denn so viel passiert eigentlich nicht – ein Mann stirbt und die Familie kommt zu seinem Begräbnis. Und während das also passiert, werden die Leben von sechs und ein paar Menschen mehr erzählt. Eigentlich passiert also doch viel. Wobei das Innere mindestens so wichtig ist wie das Äußere. Selasi legt ihre Figuren behutsam unter ein Mikroskop. Und erzählt damit eine Welt. Deren Anfänge und Enden Boston, New York und Ghana sind. Das gestrauchelte Chirurgen-Genie Kweku, seine Frau Fola, die Kinder Olu, Taiwo, Kehinde und Sadie. Die Wurzeln und die Einflüsse. Eine Familiengeschichte? Die Geschichte glanzvollen Scheiterns? Buddenbrooks auf afroamerikanisch? Lesen. Am besten am Stück, denn dann kann sich der sprachliche Rhythmus von Selasi wunderbar entfalten. Und ein Hinweis noch: Das Cover ist ziemlich furchtbar, der Inhalt macht das nach einer Seite bereits vergessen. Gebunden, 21,99 €.

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Spezialitäten: Krimis, aktuelle Belletristik.

Derzeitige Lieblingsbücher: „Willnot“ von James Sallis und sowieso immer „Wölfe“ von Hilary Mantel.