Sachbücher im Oktober
Jill Lepore: Diese Wahrheiten
Die preisgekrönte Historikerin Jill Lepore erzählt die Geschichte der USA von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Sie schildert sie im Spiegel jener «Wahrheiten» (Thomas Jefferson), auf deren Fundament die Nation gegründet wurde: der Ideen von der Gleichheit aller Menschen, ihren naturgegebenen Rechten und der Volkssouveränität. Meisterhaft verknüpft sie dabei das widersprüchliche Ringen um den richtigen Weg Amerikas mit den Menschen, die seine Geschichte gestaltet oder durchlitten haben. Sklaverei und Rassendiskriminierung kommen ebenso zur Sprache wie der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen oder die wachsende Bedeutung der Medien. Jill Lepores große Gesamtdarstellung ist eine Geschichte der politischen Kultur, die neue Wege beschreitet und das historische Geschehen geradezu hautnah lebendig werden lässt.
Philippa Perry: Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen
Der Nr.-1-Bestseller aus Großbritannien
Die erfahrene Psychotherapeutin Philippa Perry erzählt berührend von ihrer Arbeit und ihrem Familien- leben und verrät, wie wir schmerzliche Erfahrungen aus der eigenen Kindheit nicht weitergeben, sondern heilen. Wenn wir uns bewusst machen, dass unsere eigene Erziehung das Verhältnis zu unseren Kindern beeinflusst, können wir aus Fehlern lernen – und sie wieder gut machen. Wir erfahren, wie wir aus negativen Verhaltensmustern ausbrechen und mit impulsiven Gefühlen umgehen.
Thomas Blubacher: Das Haus am Waldsängerpfad
Man kennt die Synchronstimme am Ende von »Manche mögen’s heiß«, die aus dem Mund eines liebestollen Millionärs die Worte »Niemand ist perfekt « hervornäselt: Das ist Freddy Balthoff. Als jüdischer Schauspieler, schwul und mit Liebhaber in der Wehrmacht, überlebten er und andere die Nazizeit versteckt im Berliner Villenvorort Schlachtensee – in einer Bauhausikone, erbaut von Peter Behrens, eingerichtet von Marcel Breuer, die noch heute dort steht. Sie gehörte dem jüdischen Schauspieler Fritz Wisten und dessen Familie. Wie diese Menschen überlebten, mit Naziprominenz als Nachbarn, welche Zufälle lebensrettend eingriffen, neben einem Reigen feindseliger und hilfreicher Menschen – davon erzählt Thomas Blubacher.
Ahmad Mansour: Solidarisch sein!
Der Psychologe und Extremismus-Experte Ahmad Mansour traf am Tag nach dem Anschlag in Hanau bei einem Workshop Schülerinnen und Schüler, die sich vor Aufregung kaum konzentrieren konnten. Sie wollten reden und verstehen, was kaum zu verstehen ist. Erfahrungen wie diese macht Ahmad Mansour häufig.
Solidarität ist gefragt, sowohl beim Staat als auch bei der Gesellschaft. In der Coronakrise hat sich auf beste Weise gezeigt, dass Solidarität möglich ist. Ahmad Mansour zeigt nun, was wir daraus konkret lernen können für unseren Umgang mit Rassismus und Hass.
Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft!
Alfons Kaiser: Karl Lagerfeld
Alfons Kaiser, seit langem mit dem legendären Modemacher bekannt, kommt in dieser ersten deutschen Biographie dem Menschen Lagerfeld nahe: dem frühreifen Jungen aus dem norddeutschen Flachland, der lieber auf dem Dachboden zeichnete, als mit seinen Altersgenossen zu spielen. Dem Sohn, der von seiner unterkühlten Mutter zwar zeitlebens kritisiert wurde, der sie aber dennoch zu sich nach Paris holte. Dem Konkurrenten von Yves Saint Laurent, dem Bruder, Neffen, Freund – und schließlich dem Partner von Jacques de Bascher, der großen Liebe seines Lebens. Das Buch präsentiert einen äußerst umtriebigen, disziplinierten, historisch gebildeten Mann der radikalen Entschlüsse, facettenreich, bodenständig, genial.
Mit 58 Abbildungen.
Helmut Lethen: Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug
Eine Kindheit im Krieg – damit beginnen Helmut Lethens Erinnerungen, die durch mehr als sieben Jahrzehnte bundesdeutscher Geschichte fu¿hren: Der Schock, als er mit achtzehn Jahren in Alain Resnais‘ Film «Nacht und Nebel» zum ersten Mal mit dem Holocaust konfrontiert ist. Das Gefu¿hl der Befreiung, als er vom biederen Bonn in das viel liberalere Amsterdam zieht, um dort zu studieren. Schließlich das von Aufruhr und Protest aufgewu¿hlte Berlin. Ihn trifft der «Radikalenerlass» – eine unfreiwillige Chance: In den Niederlanden schreibt Lethen die «Verhaltenslehren der Kälte», in denen er das Verhältnis von Geist und Politik im 20. Jahrhundert auf ganz neue und bis heute aktuelle Weise ausgeleuchtet hat.
Ein Entwicklungsroman der Bundesrepublik – wie ihn nur noch wenige Intellektuelle zu erzählen vermögen.
Orlando Figes: Die Europäer
1843 – Die berühmte Opernsängerin Pauline Viardot reist nach Russland, wo die Eisenbahnstrecken gerade ausgebaut werden und europäische Ideen auf der Tagesordnung stehen. An ihrer Seite der Kunstkritiker Louis Viardot, ihr Ehemann. Während Pauline in St. Petersburg auftritt, kann ein Schriftsteller im Publikum seinen Applaus kaum im Zaum halten. Iwan Turgenew wird von nun an der ständige Begleiter der Viardots sein: Es entfaltet sich eine lebenslange Dreiecksbeziehung, in der sich die Entwicklung einer neuen Epoche spiegelt: die Moderne. In „Die Europäer“ erzählt Orlando Figes nicht weniger als die Entstehung unseres kulturellen Selbstverständnisses.
Jan Bürger: Zwischen Himmel und Elbe
Früher als andere deutsche Städte wurde Hamburg zum Schmelztiegel der Lebensformen und Kulturen. Dabei entstand die Metropole, wie wir sie heute kennen, überwiegend in den vergangenen 150 Jahren. Dennoch begegnet uns in ihr vielerorts plötzlich die ältere Vergangenheit. Mit dem Liniennetz der U- und S-Bahnen als Orientierungshilfe erkundet Jan Bürger Hamburgs Straßen und Viertel und erzählt die Geschichteihrer vielfältigen Kultur und derer, die sie schufen. Von Literatur und Theater, von Musik und Museen, von Gräbern und Gelehrten, vom Strich und vom Hafen, vom Hirschpark und von Övelgönne – von Gotthold Ephraim Lessing, Carl Philipp Emanuel Bach, Aby Warburg, Anita Rée und Hans Henny Jahnn bis hin zu Wolfgang Borchert, Brigitte Kronauer, den Beatles und der Elbphilharmonie. Eine Entdeckungsreise