Sachbücher im Frühjahr
Hannah Fry: Hello World
Algorithmen, diese unscheinbaren Folgen von Anweisungen, die im Internet sowieso, aber auch in jedem Computerprogramm tätig sind, prägen in wachsendem Ausmaß den Alltag von Konsum, Finanzen, Medizin, Polizei, Justiz, Demokratie und sogar Kunst. Sie sortieren die Welt für uns, eröffnen neue Optionen und nehmen uns Entscheidungen ab – schnell, effektiv, gründlich. Aber sie tun das häufig, ohne uns zu fragen, und sie stellen uns vor neue, keineswegs einfach zu lösende Dilemmata. Die junge Mathematikerin und Moderatorin Hannah Fry klärt über Algorithmen auf, indem sie von Menschen erzählt.
Sophie Passmann: Alte weiße Männer
Sophie Passmann ist Feministin und so gar nicht einverstanden mit der Plattitüde, der alte weiße Mann sei an allem schuld. Sie will wissen, was hinter diesem Klischeebild steckt und fragt nach: Ab wann ist man ein alter weißer Mann? Und kann man vielleicht verhindern, einer zu werden? Sophie Passmann war im Gespräch mit: Christoph Amend, Micky Beisenherz, Kai Diekmann, Robert Habeck, Carl Jakob Haupt, Kevin Kühnert, Rainer Langhans, Sascha Lobo, Papa Passmann, Ulf Poschardt, Tim Raue, Marcel Reif, Peter Tauber, Jörg Thadeusz, Claus von Wagner. Klug und lustig.
Frank Bösch: Zeitenwende 1979
Im Jahr 1979 häuften sich weltweit Krisen, euphorische Aufbrüche und Revolutionen. Die iranische Revolution, Thatchers Neoliberalismus oder die Öffnung Chinas veränderten ebenso die Welt wie die Aufnahme der BoatPeople, der AKW-Unfall von Harrisburg oder der sowjetische Einmarsch in Afghanistan. 1979 gilt als „das Schlüsseldatum des 20. Jahrhunderts“ (Peter Sloterdijk) und wird als der „Beginn der multipolaren Welt von heute“ (Claus Leggewie) bezeichnet. Frank Bösch schildert in seinem brillanten Panorama mit bisher unbekannten Dokumenten, wie diese Ereignisse 1979 aufkamen und welche Folgen sie für Deutschland hatten.
Philip Eisenbeiss: Domenico Barbaja
Domenico Barbaja war der schillerndste und einflussreichste Impresario der Belcanto-Zeit und auch der erfolgreichste Spielbankbetreiber Italiens. Er wirkte im 19. Jahrhundert an den Opernhäusern von Neapel, Mailand oder Wien und stand hinter den großen Karrieren von Komponisten wie Rossini, Bellini, Donizetti, Pacini und Mercadante. Er war der Entdecker der Stimmen, die die Geschichte der italienischen Oper prägten. Die erste moderne Biografie des »Napoleons der Impresarios«, eines Mannes, der durch eine kluge und skrupellose Politik der Exklusivverträge mit Schmeicheleien und Drohungen, Entdeckungen und Streitigkeiten, 30 Jahre lang in der Lage war, die Opernszene ganz Europas zu bestimmen und das Geldspiel in Italien zu dominieren.
Rainer Maria Rilke: Briefe an einen jungen Dichter
Mit zehn kurzen Briefen hat Rainer Maria Rilke in den Jahren 1903 -1908 ungewöhnlich couragierte Ratschläge und Leitlinien für Kunstschaffende gegeben. Er selbst hat sie nicht veröffentlicht, doch Franz Kappus, der Adressat, hat sie 1929 nach dem Tod des Dichters herausgegeben und damit den Grundstein für ein Erfolgsbuch in vielen Ländern, Sprachen und Kulturen gelegt. Die »Briefe an einen jungen Dichter« sind das unentbehrliche gedruckte Brevier für Künstler und Kreative am entscheidenden Punkt ihrer Karriere geworden und bis heute geblieben, während sich Rilkes Brief-Manuskripte seit 1953 im Dunkel verloren haben. Nun sind die Briefe von Franz Kappus – bis auf das erste Schreiben – erstmals zugänglich geworden.
Lawrence Ferlinghetti: Little Boy
‚So habe ich mein ganzes Leben lang geschrieben‘, sagt der legendäre Beatnik-Dichter Lawrence Ferlinghetti über ‚Little Boy‘, den aufregenden Roman über sein Leben, das nun bald 100 Jahre umspannt. Im Kalifornien der fünfziger Jahre gründete Ferlinghetti, nachdem er in Paris studiert und den Zweiten Weltkrieg als Marinesoldat im Pazifik und den D-Day in der Normandie miterlebt hatte, den Buchladen und Verlag City Lights, wo Ginsbergs ‚Howl‘ erschien und Kerouac und Burroughs ein und aus gingen. Temperamentvoll und leidenschaftlich lässt Ferlinghetti den Anbruch der Hippiebewegung wieder lebendig werden, empört sich, mischt sich ein, klagt an – und beschwört die Kunst als politischen Protest.
Brendan Simms: Die Briten und Europa
Seit Jahrhunderten mischen sich die Briten mit Lust in die Geschicke der europäischen Nachbarstaaten ein – und werden wiederum von den Ereignissen dort beeinflusst. In seiner fulminanten Geschichte der tausendjährigen, turbulenten Beziehung zwischen den Briten und Europa zeigt Brendan Simms ebenso faktenreich wie unterhaltsam, warum man die eine Seite des Ärmelkanals nicht ohne die andere denken kann. Sein Buch bündelt die Glanzlichter und die Tiefpunkte der britisch-europäischen Geschichte vom Mittelalter bis zum Brexit und ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine enge Partnerschaft.
Marc Hamer: Wie man einen Maulwurf fängt
Marc Hamer liebt die Einsamkeit, die Tiere und Pflanzen. Als Jugendlicher hatte er mehrere Monate kein Zuhause und schlief unter freiem Himmel. Seitdem ist sein Leben untrennbar verbunden mit dem Werden und Sterben der wilden Natur. Später, als er sich ein Heim geschaffen hatte, fing er Maulwürfe – nur mit Geduld und Langsamkeit konnte er die klugen Tiere überlisten. Doch von einem Tag auf den anderen beschloss er, damit aufzuhören.
Poetisch und klug erzählt der Autor von seiner letzten Saison als Maulwurfsfänger. Behutsam zeichnet er ein Bild von einem Leben im Einklang mit der Umwelt, vom Entstehen und von der Vergänglichkeit, vom Töten und vom Glück.