Herbst-Empfehlungen


Inger-Maria Mahlke: Archipel
Ein großer europäischer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa.
„Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte“. Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.


Lutz Wilhelm Kellerhoff: Die Tote im Wannsee
Berlin, 1968 – Wolf Heller ermittelt in politisch aufgeheizten Zeiten.
Ohne es zu wollen, gerät er zwischen die Fronten. Die Polizei gilt als reaktionärer Haufen, Studenten demonstrieren lautstark in den Straßen, und seine Freundin Louise zieht in eine Kommune. Da wird eine junge Frau tot am Ufer des Wannsees gefunden. Nur die roten Schlangenlederschuhe geben einen brauchbaren Hinweis auf ihre Identität. Als der Kommissar ein Bild der Schuhe in einer Berliner Zeitung veröffentlichen lässt, meldet sich eine Kollegin der Toten: Heidi Gent arbeitete in Horst Mahlers Anwaltskanzlei. Heller soll den Fall schnell abschließen. Auf der Polizei liegt noch der Schatten der Ermordung von Benno Ohnesorg, der Druck aus dem Schöneberger Rathaus ist enorm. Doch als er zufällig mitbekommt, dass sein Chef lautstark mit einem Unbekannten über die Tote streitet, lässt er nicht mehr locker.


Wolf Haas: Junger Mann
„Rückwärts durch die Beine betrachtet ist die Welt immer am interessantesten.“ Dieses Lebensmotto beschert dem jungen Mann von Kindesbeinen an viele Probleme. Probleme in Form von Unfällen. Das Gute an Unfällen: Trostschokolade. Das Schlechte an zu viel Schokolade: Übergewicht.
Mit 13 beschließt er, den Blick doch noch nach vorne zu richten und macht eine interessante Entdeckung. Diese Blickrichtung bringt noch mehr Probleme …


Michael Ondaatje: Kriegslicht
Nach Kriegsende wird der vierzehnjährige Nathaniel mit seiner Schwester Rachel von den Eltern in London zurückgelassen. Der geheimnisvolle „Falter“, der sie in Obhut genommen hat, und dessen exzentrische Freunde kümmern sich fürsorglich um sie. Wer aber sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter nach langem Schweigen aus dem Nichts wieder zurückkehrt? „Meine Sünden sind vielfältig“, wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Als er erwachsen ist, beginnt Nathaniel die geheime Vergangenheit seiner Mutter als Spionin im Kalten Krieg aufzuspüren. Fünfundzwanzig Jahre nach dem „Englischen Patienten“ hat Michael Ondaatje ein neues Meisterwerk geschrieben.


Jackie Bennett: Gärten der Inseln
Großbritannien und Irland sind von mehr als 6000 kleinen Inseln umgeben, 100 davon sind unbewohnt. Dort wo Menschen leben, gibt es Gärten: Leuchtturm-Gärten, mediterrane Oasen, windumtoste Gärten mit knorrigen, alten Bäumen und Parkanlagen rund um historisch bedeutsame Schlösser und Klöster. Gartenliebhaber aus der ganzen Welt pilgern jährlich zu den Scilly-Inseln, den schottischen Hebriden, den Kanalinseln, den Orkney-Inseln und zur Isle of Wight, um die dortigen Garten-Schönheiten zu bewundern. In diesem Buch sind sie erstmals zusammengefasst.


Jack London: Martin Eden
Neuübersetzung!
Der Matrose Martin Eden verliebt sich in die aus wohlhabendem Hause stammende Ruth. Um die gebildete junge Frau für sich zu gewinnen, wird er zum Autodidakten. Dabei entdeckt Martin seine Liebe zum Schreiben und beschließt, Schriftsteller zu werden. Aber niemand scheint seine Bemühungen ernst zu nehmen und selbst Ruth distanziert sich von ihm. Doch dann wendet sich das Blatt …


Graham Swift: Ein Festtag
Jane, das junge Dienstmädchen von Beechwood, und Paul, der Spross aus begütertem Haus, haben ein Verhältnis. Heimliche Botschaften, verschwiegene Treffen, doch heute, an diesem sonnigen Märzsonntag 1924, darf Jane – Familie und Dienerschaft sind ausgeflogen – ihr Fahrrad einfach an die Hausmauer des Anwesens lehnen, durchs Hauptportal herein und ins Bett ihres Geliebten kommen. Ein erstes und ein letztes Mal, denn Paul wird bald – standesgemäß – heiraten. Später, gegen Mittag, wird sie leichtfüßig und nackt durch das weitläufige Haus streifen, beseelt von der rauschhaften Innigkeit dieses herausgehobenen Morgens und nicht ahnend, dass ihr Leben am Ende dieses Tages zu zerbrechen droht.


Burghart Klaußner: Vor dem Anfang
Berlin, April 1945: Die letzten Tage des Krieges sind angebrochen, doch für die Segelflieger Fritz und Schultz fängt er jetzt erst richtig an. Sie erhalten den Auftrag, die Kasse ihres Flughafens ins Luftfahrtministerium zu bringen. Doch wie an das andere Ende der Stadt gelangen, ohne beschossen zu werden? Zumal sich der stille Schultz und der gewiefte Fritz nicht über den Weg trauen. Die Schicksalsgemeinschaft schwingt sich auf ihre Räder, und nun zeigt sich, dass man Kriege nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Gewitztheit und Dreistigkeit überstehen kann. Denn egal, ob ein Feldgendarm sich der Kasse bemächtigt oder ein Luftschutzwart den beiden nicht erlaubt, die Fahrräder mit in den Bunker zu nehmen: Fritz und Schultz wissen sich zu helfen. Bis zu dem Moment, als selbst Fritz sprachlos ist …