Ein Brautkleid aus WarschauLot Vekemans

Ein stilles, beeindruckendes Buch, das einem im Herzen bleibt.
Marlena, 20 Jahre alt, lebt in Polen mitten auf dem Land und ahnt noch nicht, was das Leben alles für sie bereithält.
Eine Begegnung in einem Warschauer Cafe verändert ihr Leben entscheidend. Sie verliebt sich in Nathan, der bei einem entfernten Verwandten in einem Hotel wohnt, da er seiner Familiengeschichte auf den Grund gehen möchte. Die Beiden verbringen eine intensive Zeit miteinander, ohne dass Marlenas Mutter etwas davon ahnt.
Als Nathan dann unerwartet zurück nach Amerika muss, ohne zu wissen, dass Marlena von ihm schwanger ist, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Der Autorin gelingt es Marlenas Zwiespälte zu beschreiben, ihre Suche nach dem richtigen Weg, bestimmt von ungünstigen Zufällen und Verknüpfungen. Sie schildert die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln und nimmt uns mit auf eine Lebensreise, die geprägt ist von den stets unberechenbaren Auswirkungen immer neu getroffener Entscheidungen. Die Entbehrungen, die Teil des Lebens sind, werden einfühlsam und packend beschrieben. Als Leser wünscht man der Hauptperson immer wieder, dass sie nochmal neu entscheiden könnte, wie sie ihr Leben verbringen möchte. Doch so ist das Leben nicht und im Verlauf des Buches beginnt man auch als Leser zu akzeptieren, dass es keine andere Wahl gibt, als stets voranzuschreiten und mit den etwaigen Konsequenzen zu leben.
Lot Vekemans ist eigentlich bekannt geworden durch das Schreiben von preisgekrönten Theaterstücken. Ein Brautkleid aus Warschau ist ihr erster Roman, der ihr meiner Ansicht nach sehr gelungen ist.
Sehr lesenswert!

Eine Empfehlung von: Antje Stock

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Literarische Vorlieben: aktuelle Prosa, Popliteratur, Philosophisches

Derzeitige Lieblingsbücher: A.L. Kennedy „Der letzte Schrei“, Rocko Schamoni „Fünf Löcher im Himmel“