Butcher’s CrossingJohn Williams

Butcher’s CrossingJohn Williams

Warum lese ich eigentlich diese Western-Abenteuer-Geschichte, fragt man sich zwischendurch. Warum faszinieren diese Landschaftsbeschreibungen, obwohl man sonst gerne auf solche verzichten kann? Was bringt mich dazu, in der S-Bahn alles ausblenden zu können, während der ehemalige Harvard-Student Will Andrews mit einem seltsamen Trupp auf Büffeljagd geht? Es ist eben mehr als nur eine Geschichte, die in den 1870ern in Kansas und Colorado spielt. Der „Selbsterfahrungstrip“ des Protagonisten zeigt unaufdringlich, wie wir alle in eine so riesige wie kleine Welt geworfen werden und uns zwischen unseren Träumen entscheiden müssen, wie wir uns selbst ausgeliefert sind – und all dem, was um uns ist. John Williams hat eine sichere Hand, eindrücklich zu sein, ohne zu überzeichnen, es gibt Szenen, die unvergesslich brillant sind – und dann dieses Ende! Als man merkt, das ist gar keine Western-Abenteuer-Geschichte, das ist einfach etwas ganz Großes.

Konzert ohne DichterKlaus Modick

Konzert ohne DichterKlaus Modick

Mehr Ruhm war nie, mehr Zweifel aber wohl auch nicht – der Maler Heinrich Vogeler soll im Juni 1905 die Goldmedaille für sein Werk bekommen, gleichzeitig gibt es Risse in seiner Ehe, die Seelenverwandtschaft mit dem Dichter Rilke hat sich aufgelöst, vor allem aber hadert er mit sich selbst: War das wirklich das Beste, was er geben konnte? Von der einst so inspirierenden Künstler-Kolonie Worpswede, der „Familie“, ist nicht mehr viel übrig. Modick schildert im Rahmen von drei Tagen im Leben Vogelers, wie alles begann; und wie es endete. Im Mittelpunkt steht dabei die Freundschaft zwischen ihm und dem jungen Rilke (sowie dessen merkwürdiges, vielgestaltiges Liebesleben). Wunderbar: wie Modick über Malerei und künstlerisches Schaffen schreibt. Noch wunderbarer: wie er Rilke darstellt. Es könnte allerdings sein, dass einem das Buch um einiges besser gefällt, wenn man Worpswede kennt. Ansonsten ist der Roman selbst ein Bild, und zwar ein ebenso fein ausgearbeitetes wie vielschichtiges und eines, mit dem man sich gerne beschäftigt.